28.11.2014

Zürcher Fluglärm-Index zum fünften Mal überschritten: ZFI dient lediglich als Fiebermesser

Die Fiebergrenze von 47'000 lärmbelästigten Menschen um den Flughafen Zürich ist längst überschritten, aktuell um 21,5 Prozent. Schuld sei vor allem das Bevölkerungswachstum, schreibt Regierungsrat Ernst Stocker im Bericht zum Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) 2013. Die Region Ost fordert, dass der Regierungsrat Massnahmen ergreift, um Flüge nach 23 Uhr zu minimieren – diese gehören zu den Ursachen für die Schlafstörung während der Nachtstunden.


Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat als Mitbesitzerin des Flughafens Zürich die Aufgabe, die Bevölkerung vor schädlichen und lästigen Auswirkungen des Flugbetriebs zu schützen, gleichzeitig aber auch die volks- und verkehrswirtschaftlichen Interessen zu fördern. Der Regierungsrat befindet sich aufgrund dieser beiden Aufgaben in einem Interessenskonflikt, der kaum zu lösen sein wird – mit Sicherheit nicht mit dem ZFI.

Im Fazit des ZFI-Berichts bestätigt der Regierungsrat diese Einschätzung. Er sieht keine Massnahmen, um den ZFI kurzfristig in den Griff zu bekommen. Eine schnell wirksame Massnahme gäbe es allerdings, nämlich die Verringerung der An- und Abflüge für den Verspätungsabbau, also zwischen 23 und 23.30 Uhr.

Fluglärm in den Nachtstunden lässt sich reduzieren

Gemäss ZFI ist nämlich vor allem die Zahl der in der Nacht im Schlaf stark gestörten Personen (Highly Sleep Disturbed, HSD) seit 2002 enorm angestiegen: gegenüber dem für den ZFI festgelegten Richtwert um satte 53 Prozent. Dies liegt nicht am Bevölkerungswachstum allein. Während die Flugbewegungen am Tag 18 Prozent abgenommen haben, sind die Flugbewegungen in der Nacht, also zwischen 22 und 6 Uhr, um 2 Prozent gestiegen. Hinzu kommt, dass die grösseren Flugzeuge (A330 und A340), die vermehrt für Langstreckenflüge ab 22 Uhr eingesetzt werden, mehr Lärm verursachen.

Die Region Ost fordert schon lange, dass die Nachtflüge nach 23 Uhr zum Verspätungsabbau reduziert werden. Der Regierungsrat hat mit der Verringerung der An- und Abflüge nach 23 Uhr eine kurzfristig umsetzbare Massnahme zur Hand, um die ZFI-Werte etwas zu verbessern. Dass gemäss ZFI-Bericht die Flughafenpartner dabei seien, Massnahmen zu entwickeln, damit die Flüge tatsächlich mehrheitlich vor 23 Uhr starten, reicht nicht aus. Der Regierungsrat muss sich aktiver für die Durchsetzung der Nachtruhe einsetzen.

Problemzonen Norden, Osten und Westen

Der ZFI zeigt einmal mehr auf, warum sich Norden, Osten und Westen in der Allianz NOW zusammengeschlossen haben, um gemeinsam für eine faire Verteilung des Fluglärms zu kämpfen. Hier liegen die grossen Lärmproblemzonen. Tagsüber und in den Abend- und Nachtstunden gäbe es Potenzial, einen Teil des Fluglärms der vierten Himmelsrichtung zuzuteilen.

Die Zahlen des ZFI zeigen eine gegenläufige Tendenz: 2013 ist der Süden stärker von Fluglärm entlastet worden als der Osten: ein Minus von 3,6 Prozent im Süden steht einem Minus von 2 Prozent im Osten gegenüber. Allein durch die Ostanflüge fühlen sich in den Nachtstunden 75,4 Prozent der Ost-Bevölkerung im Schlaf stark gestört, während es im Süden nur 18,8 Prozent sind.

Der Regierungsrat sollte sich dafür stark machen, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner des Kantons Zürich vom Fluglärm entlastet werden, nicht nur ein Teil von ihnen. Sollte der Staatsvertrag doch noch von Deutschland unterschrieben werden, ist aufgrund der Zahlen klar, dass dem Osten nicht noch mehr Anflüge aufgebürdet werden dürfen.



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