8.12.2023

Zum aktuellen Flughafenbericht 2023: Referenzwert des ZFI in der Nacht um 22 % überschritten

Der Flughafenbericht 2023 zeigt die Entwicklung des Zürcher Fluglärmindex (ZFI) im Jahr 2022. Noch wurde weniger geflogen als vor der Pandemie. Doch in der Nacht wurde der Referenzwert des ZFI bereits um 22 % überschritten. Der Kanton müsste längst griffige Massnahmen einleiten, um den Fluglärm in den Nachtstunden deutlich zu reduzieren. Aus Sicht der Region Ost werden Pistenverlängerungen das Problem nicht lösen, denn die Verspätungen entstehen weltweit.


Obwohl die Zahl der Flugbewegungen das Niveau vor der Pandemie noch nicht erreicht hat, bewilligte der Flughafen Zürich 2022 bereits wieder ähnlich viele Starts und Landungen während der Nachtsperrzeit zwischen 23.30 und 06.00 Uhr wie 2019 (2022: 204; 2019: 207). In der Zeitspanne zwischen 23.00 und 23.30 Uhr wurden 2142 Flugbewegungen registriert. 16'855 Personen fühlten sich nachts stark durch Fluglärm gestört, was den Referenzwert des Zürcher Fluglärmindex (ZFI) von 13'782 Personen überschreitet. Dies bedeutet, dass 20 % mehr Menschen in der Nacht von Fluglärm betroffen sind als zulässig.

Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass wir bald wieder eine ähnliche, gemäss Prognosen sogar höhere Anzahl an Flugbewegungen erreichen werden wie vor der Pandemie. Mit dem Unterschied, dass der Flugverkehr nachts, also zwischen 22.00 und 06.00 Uhr, stärker zunimmt als am Tag. Dies führt zu mehr Verspätungen, die in der Nachtsperrzeit abgebaut werden, wie Zahlen des Flughafens Zürich zeigen. Allein im Juli dieses Jahres wurden nach 23.30 Uhr 90 Flüge bewilligt. Die Bevölkerung, die in den An- und Abflugschneisen wohnt, wird in Zukunft also noch stärker belastet werden.

Bereits vor der Pandemie hat der Kanton es versäumt, seine Pflicht wahrzunehmen und die Bevölkerung effektiv vor übermässigem Fluglärm zu schützen. Das Lärmproblem in der Nacht infolge zahlreicher Verspätungen und Flugbewegungen nach 23 Uhr ist durch Pistenverlängerungen nicht zu lösen. Denn Verspätungen entstehen weltweit. Dies zeigt auch die jüngste Vergangenheit: Nächtliche Verspätungen waren auch während Corona zu verzeichnen, als das Pistensystem längst nicht ausgelastet war. Eine wirkungsvolle Massnahme zur Wahrung der Nachtruhe ab 23 Uhr wäre eine konsequente Ausdünnung des Flugplans in den Abend- und Nachtstunden. Denn der derzeitige Flugplan ist nachts so dicht, dass Verspätungen vorprogrammiert sind.

* Abb. Flughafenbericht S. 47
https://www.zh.ch/de/mobilitaet/luftverkehr/flughafenpolitik/flughafenbericht.html



 
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