6.12.2019

Noch mehr Verspätungen und Flüge in den Nachtstunden – Kanton und Flughafen Zürich bekommen Fluglärm nicht in den Griff

Wenn man im Schlaf von Fluglärm gestört wird, kann das die Gesundheit schädigen. Seit Jahren fordern die Behördenorganisation Region Ost und andere Fluglärmvereine, dass ab der Sperrzeit um 23 Uhr Ruhe am Nachthimmel herrscht und nur einzelne verspätete Flugzeuge starten und landen. Die gegenteilige Entwicklung ist der Fall. 2018 verzeichnete der Flughafen Zürich rund 18 Prozent mehr Grossflugzeuge als 2017, die bewilligungsfrei in der halben Stunde nach 23 Uhr gelandet oder gestartet sind. Der Zürcher Fluglärm-Index ZFI zeigt denn auch bei den stark im Schlaf gestörten Personen eine Zunahme um 1 Prozent. Der Kanton Zürich und der Flughafen Zürich sind gefordert, endlich wirksame Massnahmen zu ergreifen.

Der ZFI-Monitoringwert sei 2018 um rund 5000 Personen gesunken, heisst es im Flughafenbericht 2019, der neben den kantonalen Controlling-Daten auch die Monitoringwerte des Züricher Fluglärm-Index ZFI vorstellt. Dies liegt an den aktualisierten Quelldaten, welche die Empa für die Berechnungen verwendet. Erstmals wurden nämlich Daten der neuen, lärmgünstigeren Flugzeugtypen einbezogen. Dass die Fluggesellschaften in leisere Flugzeuge investieren und damit den Lärm an der Quelle bekämpfen, begrüsst die Region Ost.

Vergleicht man nicht Äpfel mit Birnen und zieht auch für 2017 die neuen Quelldaten heran, ist der ZFI-Monitoringwert 2018 erneut leicht angestiegen, wie es im Bericht heisst. Insgesamt liegt der ZFI 28 Prozent über der rechtlichen Vorgabe von 47‘000 von Fluglärm gestörten Personen. Die Politik sollte deshalb keine falschen Schlüsse aus dem positiv gefärbten Bericht ziehen. Der ZFI bleibt ein theoretisches Instrument, das nicht zur Eindämmung von übermässigem Fluglärm taugt.

Nachtruhestörung steigt stetig an
Betrachtet man die Entwicklung der Flugbewegungen über den ganzen Tag, wird deutlich, dass die Anzahl Starts und Landungen erneut in den sensiblen Nachtstunden zwischen 22 und 6 Uhr angestiegen ist. 9,4 Prozent oder 1168 Flüge mehr waren 2018 im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Dementsprechend ist auch die Zahl der in der Nacht stark im Schlaf gestörten Personen angestiegen, trotz leiserer Flugzeuge. Insgesamt sind die Flugbewegungen 2018 nur um 3 Prozent gestiegen.

Positiv ist, dass der Flughafen Zürich im Jahr 2018 deutlich weniger Linien- und Charterflügen eine Einzelbewilligung für Start oder Landung nach 23.30 Uhr erteilt hat, nämlich 154 statt 220 im Jahr zuvor. Dies zeigt, dass sich der Kanton Zürich bemüht, die Zügel etwas besser in die Hand zu bekommen. Auch Abweichungen von den vorgegebenen Flugrouten waren etwas weniger häufig als im Jahr zuvor. Zu verzeichnen sind von 4558 aber weiterhin 1636 Abweichungen, die abzuklären waren.

Wirksame Massnahmen sind nötig
Die unbefriedigende Situation der steigenden Anzahl verspäteter Flüge nach 23 Uhr bestätigt die Haltung der Region Ost, dass dringend Massnahmen zu ergreifen sind, damit die Nachtflugsperre vom Flughafen Zürich und den Fluggesellschaften eingehalten wird. Verpasst wurde vom Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL die Chance, über Mittag Starts geradeaus nach Süden zu ermöglichen, um Verspätungen entgegenzuwirken. Ob die erfolgte Erhöhung der Lärmgebühren wirksam ist, wird sich zeigen. Eine generelle Vorverschieben der Slots in den späten Abendstunden wird zurzeit vom BAZL geprüft. Die Region Ost sieht eine realistischere und rascher umsetzbare Lösung darin, weniger Slots ab 22.30 Uhr einzuplanen. Denn wenn bis zu fünf Starts zur gleichen Uhrzeit geplant sind, wäre Pünktlichkeit fast schon ein Wunder.



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