Die Notwendigkeit von Pistenverlängerungen bleibt umstritten. Dies zeigt die knappe Befürwortung der KEVU (Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt), die sich eingehend mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Die Behördenorganisation Region Ost nimmt den Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis. Die Haltung der Region Ost ist klar: Pistenverlängerungen allein sind kein wirksames Mittel, um Verspätungen abzubauen und die Nachtruhe ab 23 Uhr durchzusetzen. Mit dem Ausbau der Flughafeninfrastruktur können mehr Flugbewegungen als heute abgewickelt werden, was zu mehr Lärmimmissionen führt. Die Region Ost lehnt Pistenverlängerungen deshalb ab.
Der Flughafen Zürich argumentiert unter anderem, dass mit der Verlängerung der Pisten 28 und 32 Verspätungen innerhalb der Betriebszeiten abgebaut werden könnten. Solange die An- und Abflüge vor Betriebsschluss so dicht wie heute geplant sind, wird dies jedoch nicht möglich sein. Zum einen entstehen Verspätungen nicht nur am Flughafen Zürich, sondern weltweit. Zum andern steht die Befürchtung im Raum, dass eine Kapazität von 70 statt 66 Flugbewegungen pro Stunde dazu führt, dass noch mehr Slots vergeben werden, um die hohe Nachfrage in den Nachtstunden zu befriedigen. Eine wirkungsvolle Massnahme, um die Nachtruhe ab 23 Uhr einzuhalten, ist deshalb einzig eine Ausdünnung des Flugplans in den Abend- und Nachtstunden.
Gemäss Berechnungen der EMPA wird es mit Pistenverlängerungen im Jahr 2030 rund 5060 Anflüge mehr auf der Piste 28 geben als ohne Pistenausbau. Allein in den Nachtstunden von 22 bis 6 Uhr werden mit Pistenverlängerungen per 2030 fast 1000 Flugbewegungen mehr erwartet. Gemäss Umfragen von NZZ und Tages-Anzeiger will eine Mehrheit der Bevölkerung rund um den Flughafen nicht, dass der Flughafen wächst. Die Region Ost erwartet von Kanton und Bund, dass sie klare Bedingungen an den Flughafen stellen: Die Nachtruhe ab 23 Uhr muss eingehalten werden.
In einem nächsten Schritt wird der Kantonsrat über die Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich entscheiden. Die Region Ost wünscht sich vom Kantonsrat, dass er die Anliegen der Bevölkerung beachtet und sich der negativen Auswirkungen von Pistenverlängerungen bewusst ist. Die Politik hat jetzt die einmalige Chance, dem Flughafen Zürich klare Bedingungen zu stellen, damit ab 23 Uhr mehr Ruhe am Nachthimmel ist.